DE19702390A1 - Windkanal - Google Patents
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- G01—MEASURING; TESTING
- G01M—TESTING STATIC OR DYNAMIC BALANCE OF MACHINES OR STRUCTURES; TESTING OF STRUCTURES OR APPARATUS, NOT OTHERWISE PROVIDED FOR
- G01M9/00—Aerodynamic testing; Arrangements in or on wind tunnels
- G01M9/02—Wind tunnels
- G01M9/04—Details
Description
Die Erfindung bezieht sich auf einen Windkanal, insbesondere einen
Windkanal für aero-akustische Messungen mit geschlossener Luftführung
und Freistrahlmeßstrecke, wobei Maßnahmen zur Vermeidung oder
zumindest Reduzierung störender Luftschwingungen getroffen sind.
Die z. B. in der Fahrzeugindustrie hauptsächlich verwendeten Windkanäle
mit geschlossener Luftführung und Freistrahlmeßstrecke (sog. Göttinger
Bauart) haben den prinzipbedingten Nachteil, daß sich bei bestimmten
Luftgeschwindigkeiten niederfrequente Luftschwingungen entwickeln, die
den Kanal, ähnlich wie eine Orgelpfeife, in Resonanz versetzen können. Die
Anregung erfolgt durch periodische Wirbel im Freistrahl, die ihrerseits
wiederum durch die Luftsäulenschwingung verstärkt werden. Typische
Frequenzen liegen bei 1 bis 7 Hz, also in einem Bereich, der zwar nicht
hörbar ist, aber für die tragenden Strukturen des Gebäudes (Windkanales)
durchaus kritisch werden kann, wie Erfahrungen gezeigt haben.
Darüberhinaus können auch noch hörbare Geräusche auftreten. Durch die
periodisch von der Windkanaldüse abgehenden Ringwirbel wird z. B. der
Auffangtrichter mit wechselnden Strömungsgeschwindigkeiten beaufschlagt
und erzeugt ein mit der Wirbelfrequenz moduliertes Strömungsrauschen.
Außerdem induziert der Ringwirbel auch Geschwindigkeitsschwankungen
auf der Strahlachse, so daß auch am Meßobjekt eine Modulation der
Strömungsgeräusche auftreten kann.
Um den Rückkopplungsmechanismus zwischen Luftsäulenschwingung und
periodischen Ringwirbeln zu unterbrechen, kann die Wirbelbildung an der
Düse durch Turbulenzgeneratoren gestört werden. Weit verbreitet sind z. B.
die sogenannten Seiferth-Flügel. Für eine Verwendung in einem akustischen
Windkanal (d. h. in einem Windkanal mit extrem niedrigen Eigengeräusch)
sind solche Turbulenzgeneratoren allerdings ungeeignet, da sie
funktionsbedingt ein starkes Eigenrauschen entwickeln.
Durch entsprechende Gestaltung des sich an die Meßstrecke
anschließenden Luftauffangelementes (Auffangtrichter) läßt sich ebenfalls
eine nennenswerte Verbesserung erreichen (DE 42 24 488 A1). Die damit
erreichte Abschwächung der Kopplung zwischen Ringwirbel und
Luftsäulenresonanz ist jedoch nicht in allen Fällen ausreichend, um die
störende Schwingung hinlänglich zu unterdrücken. Dies gilt insbesondere
für Meßgeschwindigkeiten, bei denen die Frequenz der Anfachung mit einer
Resonanzfrequenz im Kanal exakt zusammenfällt.
Aus der DE 29 41 404 B1 ist eine Maßnahme bekannt, um die Durchführung
interferenzfreier dreidimensionaler Messungen zu ermöglichen. Hierfür wird
eine Meßstrecke an Windkanälen mit einer das Modell mit Abstand
umschließenden, verformbaren Wand vorgeschlagen, wobei die Wandung
aus einem Material mit kleinem Elastizitätsmodul und hoher Dehngrenze
besteht und auf ihrer Außenseite von einer Vielzahl über Länge und
Querschnitt verteilter verstellbarer Abstützungen gehalten ist.
Die DE 38 36 376 A1 schlägt eine Maßnahme zur Vermeidung oder
Reduzierung der durch die Meßstreckenwände hervorgerufenen
Windkanalinterferenzen vor, wobei die Wandkontur in geeigneter Weise
angepaßt wird, dergestalt, daß die Anpassung nur in einer Ebene erfolgt,
und zwar zweidimensional.
In beiden Fällen wird nur die jeweilige stationäre Druckverteilung beeinflußt,
etwaige Luftsäulenschwingungen können nicht beeinflußt bzw. reduziert
werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, eine besonders wirksame und mit
geringem Aufwand umsetzbare Maßnahme bei Windkanälen vorzuschlagen,
durch die störende, insbesondere in niederfrequente Luftschwingungen
vermieden oder doch zumindest beträchtlich reduziert werden können.
Die erfindungsgemäße Lösung ist im Patentanspruch 1 dargelegt.
Die Erfindung unterdrückt also die Kanalresonanz durch eine aktive
Beeinflussung des (Schall-)Druckfeldes. Dabei kann die Druckschwankung
der Luftsäule durch ein Mikrophon erfaßt werden, woraufhin ein (oder
mehrere) Lautsprecher entsprechend gegenphasig angesteuert wird
(werden). Da es sich bei der störenden Luftschwingung um eine stehende
Welle handelt, kann das Lautsprechersystem an beliebiger Stelle innerhalb
des Windkanales oder auch in der Meßkammer angeordnet werden.
Bevorzugt geschieht dies jedoch dort, wo sich die Druckbäuche der
Luftsäulenschwingung befinden. Wesentlich ist weiter, daß die
Lautsprechermembran so in die Kanal-Außenwand eingebaut wird, daß sie
das Volumen des Kanales durch ihre Bewegung ändert.
Die grundsätzliche Vorgehensweise, eine Geräuschreduzierung mit aktiven
Systemen (Antischall) zu bewirken, ist an sich bekannt (vgl. hierzu ATZ,
Automobiltechnische Zeitschrift 94 (1992), Nr. 2, Seiten 88 bis 93). Auch ist
es bekannt, bei Aeroakustik-Fahzeugwindkanälen Lautsprecher
einzusetzen. Dies allerdings in anderem Zusammenhang (vgl. hierzu ATZ
Automobiltechnische Zeitschrift 96 (1994), Nr. 718, Seiten 438 bis 446,
insbesondere Seite 444, linke Spalte, Ziffer 3.3).
Ein weiterer Vorteil der vorgeschlagenen Lösung liegt darin, daß durch die
direkte Beeinflussung des Druckfeldes eine Strömungsführung völlig ohne
Störungen möglich ist. Dies gilt gleichermaßen für akustische und
strömungsmechanische Störungen (Rauschen und Turbulenz). Die
Erfindung ist daher nicht nur für aeroakustische Fahrzeugwindkanäle von
Bedeutung, sondern allgemein für Windkanäle mit hoher Anforderung an die
Strömungsqualität, z. B. für die Entwicklung neuer Tragflügelprofile.
In einer vorteilhaften Weiterbildung der Erfindung kann anstatt eines
einzelnen Lautsprechers ein Array von vielen Lautsprechern zur Erzielung
der notwendigen Leistung vorgesehen sein, wobei alle Lautsprecher
gleichphasig angesteuert werden sollten.
Beim Einbau eines Lautsprechers im Bereich der Kanalwand kann die
Ankopplung über eine wandbündige Zwischenmembran erfolgen.
Beim Einbau eines Lautsprechers im Bereich der Meßstrecke kann die
Ankopplung über ein Zwischenvolumen erfolgen, wobei die Durchtrittsfläche
zur Meßstrecke deutlich kleiner sein kann, als die Montagefläche des
Lautsprechers. Dadurch kann die akustische Auskleidung der Meßstrecke
weitgehend erhalten bleiben. Durch eine geeignete Auslegung des
Zwischenvolumens kann die Schalleistung der Anordnung sogar noch
verstärkt werden (z. B. Bandpaßgehäuse).
Das Mikrophonsignal kann tiefpaßgefiltert werden, so daß nur der
Infraschallanteil beeinflußt wird. Es können verschiedene Regelalgorithmen
aus dem Antischallbereich für die Ansteuerung verwendet werden (z. B.
closely coupled monopole). Die Regelgröße kann über ein oder mehrere
Mikrophone in der Meßstrecke und in den übrigen Kanalwänden
aufgenommen werden.
Zur Beeinflussung des Schallfeldes können auch "exotische" Schallquellen
herangezogen werden, z. B. geregeltes Ausblasen von Preßluft, Gebläse mit
schneller Regelung über Klappensysteme oder Sonderkonstruktionen von
Lautsprechern.
Die Erfindung ist nachstehend anhand von Ausführungsbeispielen näher
erläutert. In der zugehörigen Zeichnung zeigt
Fig. 1 eine schematisierte Darstellung (Draufsicht) eines erfindungsgemäß
aufgebauten Windkanales,
Fig. 2 eine schematisierte "Abwicklung" des Windkanales mit beispielhaftem
Verlauf einer stehenden Welle,
Fig. 3 eine Lautsprecheranordnung mit bevorzugter Anwendung im Bereich
einer Kanalwand,
Fig. 4 eine Lautsprecheranordnung mit bevorzugter Anwendung im Bereich
einer Meßstreckenwand.
Ein Windkanal 1, größenmäßig beispielsweise dergestalt ausgebildet, daß
er für Messungen an Personenkraftfahrzeugen geeignet ist, weist im
Anschluß an eine Luftaustrittsdüse 2 eine als Freistrahlmeßstrecke
ausgebildete Meßstrecke 3 mit Drehscheibe 4 und entsprechendem Zubehör
auf, auf der das Meßobjekt plaziert werden kann. Die Meßstrecke 3 ist
relativ weiträumig durch mit reflektionsarmen Auskleidungen versehene
Begrenzungswände 5 abgeschlossen, die neben der Meßstrecke 3 noch
einen Teil der Luftaustrittsdüse 2 sowie einen den Freistrahl aufnehmenden
Auffangtrichter 6 einschließen.
Dem einen Öffnungswinkel von z. B. 45° aufweisenden Auffangtrichter 6 ist
über eine Engstelle 7 ein bis zu einer ersten Umlenkecke 8 reichender
Diffusor 9 nachgeschaltet. Auffangtrichter 6, Engstelle 7 und Diffusor 9 sind
mit einem ausreichend bemessenen Belag aus schallschluckenden
Materialien (z. B. offenporiger Schaum, Mineralwolle) ausgekleidet.
An die Umlenkecke 8 schließt sich ein bis zu einer weiteren, mit
Kulissenschalldämpfern 12 ausgestatteten und somit bedämpften
Umlenkecke 13 reichendes weiteres Kanalstück 14 an.
Weiter stromab befindet sich eine ebenfalls bedämpfte (Umhüllung 15)
Gebläseeinheit 16 (Axialgebläse), an die sich ein Diffusor 17 anschließt, der
bis zu einer weiteren, ebenfalls mittels Kulissenschalldämpfern 12
bedämpften Umlenkecke 18 reicht.
An ein weiteres gerades Kanalstück 19 schließt sich die letzte Umlenkecke
20 an, der wiederum ein Steildiffusor 22 sowie eine der Düse 2 vorgelagerte
Düsenvorkammer 23 mit verschiedenen Einbauten, wie Gleichrichter 24,
Turbulenznetz 25 usw. zur Beruhigung der Luftströmung folgen.
In erfindungsgemäßer Weise ist nun innerhalb der Meßstrecke 3 und dort im
Bereich (z. B. oberhalb) der Luftaustrittsdüse 2 ein Mikrophon 26
angeordnet und über Leitung 27 mit einer Steuer-/Verstärkereinheit 28
verbunden. Von dieser ausgehend führen Leitungen 29, 30, 31 zu
Lautsprechereinheiten 33, 34, 35, die an einer Kanalwand 36 im Bereich des
dem Axialgebläse 16 nachgeschalteten Diffusors 17 bzw. an der
Begrenzungswand 5 der Meßstrecke 3 angeschlossen sind.
Selbstverständlich kann auch innerhalb der Luftführung des Windkanales 1,
beispielsweise im Diffusor 17, ein entsprechendes Mikrophon angeordnet
sein.
Die Schallübertragung bei der Lautsprechereinheit 33 erfolgt über eine
wandbündige Zwischenmembrane 37, während die Schallübertragung bei
den Lautsprechereinheiten 34,35 über Wanddurchbrüche 38 geschieht.
Werden nun über das Mikrophon 26 tieffrequente (z. B. 1-7 Hz)
Luftsäulenschwingungen (stehende Welle 39, vgl. Fig. 2) erfaßt, so erfolgt
über die Steuer-/Verstärkereinheit 28 eine entsprechende
Signalverarbeitung mit gegenphasiger Anregung der Lautsprechereinheiten
33-35 zur Erzeugung des "Antischalles".
In Fig. 2 ist in einer schematisierten Abwicklung des Windkanales 1 ein
Beispiel einer sich darin bildenden stehenden Welle 39 angedeutet. Die
angegebenen Bezugszeichen verdeutlichen die jeweilige Position der in
Zusammenhang mit Fig. 1 beschriebenen einzelnen Bestandteile des
Windkanales 1.
Die Fig. 3 und 4 zeigen alternative Ausführungsformen bezüglich der
Anordnung der Lautsprechereinheiten 33-35. So ist an die Kanalwand 36
bzw. die Begrenzungswand 5 der Meßstrecke 3 ein Lautsprecher-Aufnahmegehäuse
40 angesetzt, dessen Rückwand 42 in einer
Ausnehmung 43 die Lautsprechereinheit 33-35 aufnimmt. Damit wird ein
Zwischenvolumen 44 gebildet. Während nun gemäß Fig. 3 eine
Durchtrittsöffnung 45 zum Kanalinneren (z. B. Diffusor 17) bzw. zur
Meßstrecke 3 von der wandbündigen Zwischenmembrane 37 (z. B.
Alublech, CFK) abgedeckt ist, ist der Wanddurchbruch 38 gemäß
Ausführungsbeispiel nach Fig. 4 deutlich kleiner, so daß beispielsweise eine
in diesem Bereich vorhandene akustische Auskleidung weitestgehend
erhalten bleiben kann und so wenig als möglich unterbrochen wird.
Claims (7)
1. Windkanal, insbesondere für aero-akustische Messungen mit
geschlossener Luftführung und Freistrahlmeßstrecke, wobei Maßnahmen
zur Vermeidung oder zumindest Reduzierung störender Luftschwingun
gen getroffen sind, gekennzeichnet durch die Anordnung einer
Einrichtung (33-35) zur Einleitung gegenphasiger Luftschwingungen.
2. Windkanal nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Einrichtung (33-35) im Bereich eines Druckbauches der störenden Luft
schwingung (39) angeordnet ist.
3. Windkanal nach Anspruch 1, gekennzeichnet durch die Anordnung
einer oder mehrerer Lautsprechereinheiten (33-35) an einer
Meßstrecken-Begrenzungswand (5) und/oder an einer Kanalwand (36).
4. Windkanal nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch eine wandbündige
Zwischenmembrane (37).
5. Windkanal nach Anspruch 3, gekennzeichnet durch einen oder mehrere
Wanddurchbrüche (38) im Bereich einer Lautsprechereinheit (33-35).
6. Windkanal nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß an dessen
Wandung (5,36) ein ein Zwischenvolumen (44) bildendes
Lautsprecher-Aufnahmegehäuse (40) angesetzt ist, dessen Rückwand (42) in einer
Ausnehmung (43) die Lautsprechereinheit (33-35) aufnimmt.
7. Windkanal nach einem der Ansprüche 1-6, dadurch gekennzeichnet,
daß im Bereich einer Luftaustrittsdüse (2) und/oder innerhalb der
Luftführung des Windkanales (1) ein Mikrophon (26) angeordnet und über
Leitung (27) mit einer Steuer-Verstärkereinheit (28) verbunden ist, von
der ausgehend Leitungen (29, 30, 31) zu an die Kanalwandung (5, 36)
angesetzten Lautsprechereinheiten (33, 34, 35) führen.
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